Montag, 19. September 2011

paper workshop in Amandola

"Die Farben sind der Ort, wo unser Gehirn und das Universum sich begegnen."

In La Campana, Ascoli, Piceno, Allessandro Butta extracts pigments from plants, such as Guado Blue, which Piero della Francesco used for his paintings.

In Amandola in Marche erwarteten uns Natan Kaaren und Catharina Sonn-Kaaren mit Anan und Laila in der Villa Marnacchia 4 in ihrem Night Cloud Studio zu einem 14-tägigen Paper workshop. Mit den Kreationen aus Gras, Weizenstroh und und pigmentierten Hadern mit Wasserstrahlzeichnung und Pulp Painting, Papierintarsien und Pflanzeneinschlüssen haben wir den Duft und die Frische der Landschaft des Appenin mit nach Deutschland zurückgebracht.

Auf dem Weg zu ihnen und bei Ausflügen erkundeten wir die Ufer des Gardasees mit Malcesine und der Villa des Catull auf der Halbinsel Sirmione, Mantua und in Ferrara den Palazzo Schifanoia, was so viel bedeutet wie die Langeweile zu vertreiben. Der Palast wurde als Lustschloss (delizia) der Este gebaut. Francesco del Cossa schuf im 15. Jh. die Fresken im Saal der Monate. Die Triumphwagen der Gottheiten werden gezogen von Affen, Löwen und Schwänen.
Die Mosaiken von San Vitale, San Appolinaire Nuovo und San Apollinaire in Classe in Ravenna erzählen uns die Geschichte des 4. und 5. Jahrhunderts, der Ost- und Westgoten und der Völkerwanderung in Europa. Einem Gelübde folgend ließ die Kaiserin Galla Placidia (390-450) ein Mausoleum für sich bauen. Die Fenster sind aus Alabaster.

Die Tonnengewölbe mit den stilisierten Rosen- und Lilienblüten auf blauem Grund vermitteln mit dem Bild des sichtbaren Himmels überirdisches Licht. Die Mosaiksteine werden aus Marmor, farbigen Glasflüssen und Perlmutt gewonnen. Die Glassteine lassen das Naturlicht eindringen, brechen es an den jeweiligen Grenzflächen, reflektieren es wieder mit Farbe gesättigt. Es ist nicht nur ein gebrochenes Licht, das wieder zurück an die Oberfläche und zum Betrachter dringt, es ist zugleich farbig aufgeladen und intensiviert. Damit scheint es nicht mehr mit dem Farbstoff oder Pigment, das es durchdringt, identisch zu sein, sondern verwandelt sich in farbige Schwingung.

Aus der Poebene fahren wir hinauf in den Appenin nach Urbino, die Heimat des Raffaelo Santi, nach Gubbio und Amandola.
Wir besteigen den Monte Sibillini und sehen die Hochebene von Castelluccio unterhalb des Monte Vettore mit Linsenfeldern und blühenden Mohn- und Kornblumen.

Von da ist es ein weiter Weg durch Umbrien bis zum Parco dei Mostri oder Sacro Bosco, dem Park der Ungeheuer aus dem 16. Jahrhundert nahe Viterbo. "Monstren, Giganten, Fabeltiere in einem Park, der ebenso an die magischen Landschaften der manieristischen Graphik erinnert wie an die Visionen von Max Ernst. Es handelt sich um einen "heiligen Wald, der keinem anderen gleicht". Alles darin ist verzerrt, sogar die Wege; die Architektur ist bewußt falsch konzipiert, jedem "Normalen" entgegengesetzt, so daß sich eine Wahnvorstellung ergibt, jene "follia", welche eine wichtige Triebkraft für Kunst und Dichtung darstellt. Eine Inschrift empfiehlt, mit "gehobenen Augenbrauen und versiegelten Lippen" durch diesen Ort zu gehen. Den Auftrag für den Park gab Vicino Orsini 1552. Der Schöpfer dieser artifiziellen Wunder-Natur ist vermutlich der Florentiner Amanati. Seine literarische Vorlage ist das Versepos "Amadigi" von Bernardo Tasso, dem Vater Torquatos. Darin findet man einen Zauberwald, den der Held durchwandern muß, allen möglichen Schrecken und Verführungen begegnend, bis er, dank seiner stoischen Haltung im Ruhmestempel anlangt. In Bomarzo finden sich die Inschriften: Er (der Park) "der nur sich und keinem anderen gleicht" und "Der Du hier eintrittst und versuchst, alles von Anfang bis Ende zu verstehen, sage, ob so viele Wunder geschaffen wurden, um den Fehler der Kunst zu begehen."